Rätische Bärenwochen 2010

Schweizer Nationalpark

300 Kinder und Jugendliche aus dem Vinschgau, Nordtirol, Engadin und Val Müstair besuchten Ende 2010 September das Bärenland Val S-charl und gaben damit den Startschuss für die rätischen Bärenwochen.

Die Val S-charl bei Scuol ist ein Bären-Mekka. Dort, wo 1904 der letzte ursprüngliche Schweizer Bär geschossen wurde, betreibt der Schweizerische Nationalpark im Museum Schmelzra eine Bärenausstellung und realisierte der WWF mit seinen Partnern den neuen Bärenerlebnisweg. Diese Fülle an bärigen Angeboten war Grund genug, den Startevent der internationalen Bärenwochen in S-charl durchzuführen.

Rund 300 Schülerinnen und Schüler aus Italien, Österreich und der Schweiz besuchten den Bärenerlebnisweg. Dabei ging es um Fragen wie: Was frisst der Bär? Was für Spuren hinterlässt er? Wie können Imker ihre Bienen und Bauern ihre Schafe schützen? Wie verhält man sich gegenüber einem Herdenschutzhund?

Die anwesenden Klassen erläuterten ihre vorbereiteten Bärenposter und die Volksschule aus dem österreichischen Fliess führte ihren speziell für die Bärenwochen eingeübten Bärentanz auf.
In der anschliessenden Podiumsdiskussion hatten die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen und ihre Standpunkte zu vertreten. Sie wollten von den anwesenden Vertretern von Tourismus, Politik, Naturschutz, Landwirtschaft und Jagd wissen, ob der Bär bei uns überhaupt noch leben könne. Anita Mazzetta, Geschäftsführerin des WWF Graubünden, wies darauf hin, dass der Bär während Jahrtausenden problemlos in den Alpen leben konnte und dies auch heute möglich sei. Jon Domenic Parolini, Gemeindepräsident von Scuol, erinnerte daran, dass der Bär eine geschützte Art sei und die Region sich mit seiner Rückkehr auseinandersetzen müsse – ob sie wolle oder nicht. Eine Schülerin fragte, weshalb eine Tierart, die früher ausgerottet wurde, jetzt wieder toleriert werden solle. Der Schafzüchter Jachen Andri Planta aus dem Münstertal antwortete mit dem Hinweis, dass Schafherden heute mit Schutzhunden effizient geschützt und die entstandenen Schäden von Bund und Kanton vergütet würden. Früher war der Verlust eines Haustieres für eine Bauernfamilie viel existentieller. Der Österreichische Bärenanwalt Martin Janovsky zeigte sich überzeugt, dass die Akzeptanz für den Bären nur mit einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit zu erreichen sei. Giorgio Carmignola, Leiter des Amtes für Jagd Südtirol ergänzte schliesslich, dass Bär, Wolf und Luchs auch ihre Daseinsberechtigung hätten, genauso wie Tiger in Indien und Elefanten in Afrika. Auch bei diesen geschützten Tierarten gäbe es viele Diskussionen in der lokalen Bevölkerung.

Während den beiden rätischen Bärenwochen beschäftigten sich Hunderte von Kindern mit dem Thema Bär: Der WWF-Bärenkoffer besuchte Schulklassen, und der Nationalpark bot Abenteuertage an. Auch auf der anderen Seite der Grenze führten mehrere Schulkassen Projektwochen zum Thema Bär durch und präsentierten die Resultate ihrer «Studien» der interessierten Bevölkerung. 

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